(Illegale) Freizeitwohnsitze: Tiroler*innen zahlen die Zeche
"Für die privilegierten Freizeitwohnsitze zahlen die Tiroler*innen die Zeche"
Bürgermeister und Freizeitwohnsitzpartei Österreichs vergessen Interesse der Bürger*innen
„Sobald es auch nur den Anflug von wirksamen Kontrollen gegen illegale Freizeitwohnsitze gibt, machen ihnen die Freiheitlichen die Räuberleiter“, kann der Grüne Klubobmann Gebi Mair über die Anträge der FPÖ in St. Johann i.T. nur den Kopf schütteln. Unterstützt werden sie vom ÖVP-Bürgermeister und sonstigen ÖVP-Wirtschaftsbündlern im Bezirk Kitzbühel in ihrem Ansinnen, den Kampf gegen Freizeitwohnsitze einfach aufzugeben.
„Die Tiroler*innen profitieren nicht von privilegierten Freizeitwohnsitzen, sie zahlen vielmehr die Zeche. Da reicht ein Blick auf die Miet- und Kaufpreise im Bezirk Kitzbühel. Wo viele Freizeitwohnsitze sind, schießen die Lebenskosten durch die Decke. Das ist auch der Grund, warum es in der Bevölkerung immer mehr brodelt. Landeshauptmann Mattle muss sich entscheiden: ist er für die Interessen der Tiroler*innen da oder macht er lieber einen Kniefall vor den betuchten Gästen aus dem Ausland?“, sieht Mair die Landesregierung am Scheideweg.
„Das Zubetonieren mit überteuerten Freizeitwohnsitzen regt die Menschen zu Recht auf“, ist für Gebi Mair klar. „Die Grundstückspreise schießen in unermessliche Höhen, die schönsten Flecken des Bezirkes werden verbaut. Und dabei stehen die Freizeitwohnsitze 50 Wochen im Jahr leer“, ärgern sich die Grünen. Die lokale Wirtschaft profitiert wenig von den Anlagen in Betongold, die notdürftig mit kitschigem Holz verkleidet werden. „Die meisten bringen sogar noch ihre Lebensmittel aus Deutschland mit. Für die Einheimischen bleibt dann nur noch der Müll übrig“, so Mair. Dementsprechend sind die Grünen für eine weiterhin scharfe Gangart bei den Freizeitwohnsitzkontrollen. „Die gehören ausgeweitet, nicht eingestampft“, so Mair.
In St. Johann in Tirol bestehen 305 legale Freizeitwohnsitze, das entspricht 5 Prozent des Wohnungsbestandes. In Reith bei Kitzbühel 304 und damit 20,5 Prozent. In Oberndorf 153 und damit 11,6 Prozent. Viele Gemeinden im Bezirk wie Ellmau oder Kirchberg kratzen an den 20 Prozent. Tirolweiter Spitzenreiter ist Ausreißer Hinterhornbach, wo drei Viertel aller Gebäude Freizeitwohnsitze sind.
„Die legale Anzahl an Freizeitwohnsitzen sollte doch ausreichen. Es gibt ja auch noch Hotels, die gerne Gäste auch für längere Zeit aufnehmen. Deshalb wurde landesgesetzlich ein Deckel eingezogen. Von mir aus könnten die Freizeitwohnsitzbesitzer die Wohnsitze um viel Geld untereinander handeln und dafür hohe Abgaben zahlen. Aber dass die Freizeitwohnsitze auf Kosten der Einheimischen gehen sollen, ist nicht einzusehen. Wir brauchen den Wohnraum und wir brauchen umverbaute Landschaft statt immer noch mehr Bunker in freier Natur“, so Gebi Mair.
Ziel der Landespolitik müsse sein, dass Menschen entweder tatsächlich in Tirol wohnen und arbeiten oder Dienstleistungen der Tourismusbetriebe wie der Hotellerie in Anspruch nehmen. „Unser Tourismus und unsere Baupolitik brauchen Raumordnung. Das merken wir bei Freizeitwohnsitzen, Chaletdörfern und Gewerbegebieten. Die Heimat zu verkaufen und sich nur mehr um den Müll der betuchten Gelegenheitsgäste zu kümmern, kann kein erfolgreiches Zukunftsrezept sein. Dass die Freiheitlichen das wollen erstaunt umso mehr“, schließt der Grüne Klubobmann.