Fernpass-Gutachten überrascht: „600 Mio. für die Fisch!"
Fernpass-Gutachten überrascht: „600 Millionen für die Fisch!“
Fernpasstunnel bringt keine Verkehrsentlastung – Gutachten sieht Strecke systematisch überlastet – Grüne sehen Gefahr in Verzug und fordern rasche Maßnahmen
„Jetzt liegt es schwarz auf weiß vor: Der sündteure Fernpasstunnel ist für die Fisch, denn er bringt keinerlei Verkehrsentlastung. Stattdessen bringt er den Außerfern*innen eine Maut, die niemand will, und die ständige Sorge, dass das 7,5t-Limit doch irgendwann fallen wird“, reagiert der Grüne Landessprecher Gebi Mair auf das heute veröffentlichte technische Gutachten der Landesregierung zur Fernpassstrecke.
Darin wird überraschend deutlich, dass der Fernpasstunnel keinerlei verkehrslenkende Wirkung entfalten wird und ein Wegfall des 7,5t-Limits zu einer Verdoppelung der Lkw-Fahrten führen würde (von durchschnittlich 2.155 auf 4.755 Fahrten/Tag). Spannend ist das Gutachten aus Sicht der Tiroler Grünen vor allem in Hinblick auf die bereits vorhandene Verkehrsbelastung. Denn das Gutachten hält fest, was in der Praxis Woche für Woche erlebt wird: Die Strecke ist systematisch überlastet. Für Klubobmann Gebi Mair ist angesichts der vielen Engstellen und der häufigen Unfälle längst Gefahr in Verzug. „Dieses Gutachten muss der Landesregierung endlich die Augen öffnen, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Den Verkehr einfach weiter ungebremst rollen zu lassen, ist weder für die Anrainerinnen hinzunehmen noch den Verkehrsteilnehmerinnen zuzumuten“, warnt Mair.
Konkret stellt er die aktuell weit gefasste Ziel- und Quellverkehrsregelung angesichts von über 2.100 täglichen Lkw-Fahrten infrage. „Wenn werktags 15 Prozent der Gesamtfahrten Schwerfahrzeuge sind, dann ist es kein Wunder, dass diese kurvenreiche und teilweise steile Straße überlastet ist. Die Berechtigung, über den Fernpass fahren zu dürfen, muss eingeschränkt werden. Und die Kontrolldichte muss deutlich erhöht werden“, so Mair. Laut einer Anfrage von Gebi Mair an LR René Zumtobel wurden im letzten Jahr nur etwas über 1.000 Verwaltungstrafanzeigen erstattet. „Das sind gerade mal drei Lkw pro Tag. Wer ernsthaft glaubt, dass sich täglich nur drei unberechtigte Lkw über den Fernpass schwindeln, der werfe den ersten Stein“, kritisiert Mair.
Für die Grünen Bezirkssprecherinnen Dorothea Schumacher und Margit Dablander ist der Fernpasstunnel ein „Rohrkrepierer der Sonderklasse“ und die bereits über 4,53 Millionen Euro an Planungskosten sind „Fenster rausgeworfenes Geld.“ „Dieses Geld wäre zehnmal besser in echte Verkehrsreduktion investiert worden. Also in ein besseres Dosiersystem, dauerhafte Kontrollen, Belohnung für Öffi-Fahrten und in die Planung eines Eisenbahntunnels in das Inntal“, zeigen die Bezirkssprecherinnen auf.
Dass der Widerstand im Außerfern mit diesem Gutachten weiter an Fahrt gewinnt, ist für die Grünen ausgemacht. „Da schütteln ja selbst eingefleischte ÖVP-Mitglieder den Kopf. Die Frage ist, ob die Landesregierung endlich erkennt, dass sie sich am Holzweg befindet, oder ob sie weiter in Vogel-Strauss-Manier an dem Scheiterprojekt festhält. Wir werden nicht müde werden, gegen das Projekt zu mobilisieren“, versprechen die Grünen.