Pflege: Forderungen der Arbeitnehmer:innen ignoriert
Pflegeaufstand – Wohlfahrtstätter: „Wie lange schaut die Tiroler SPÖ noch tatenlos zu?
Grüne unterstützen Protestforderungen – Pflegekräfte dürfen nicht länger im Regen stehen gelassen werden – ÖGB und AK richten Proteste an eigene Parteien
Dreistellige Wartelisten für die Landespflegeklinik bei gleichzeitiger Abwanderung von Pflegekräften und eine wachsende Unzufriedenheit über die Arbeitsbedingungen zeichnen ein fatales Bild der Tiroler Pflegelandschaft. „Da kann Landesrätin Cornelia Hagele noch so rosige Zahlen präsentieren, was die Pflegeausbildung betrifft. Die Stimmung und die täglichen Erfahrungen sind gänzlich andere“, reagiert die Grüne Landtagsabgeordnete Petra Wohlfahrtstätter auf die heutige Protestkundgebung der Pflegekräfte in Tirol.
Dass ÖGB und AK die Kundgebung federführend organisieren, verwundert die Grüne Gesundheitssprecherin allerdings. „Wer sitzt denn in der Landesregierung und ist für die Pflegemisere verantwortlich? Wer verweigert den Pflegekräften in Altverträgen den erneuten Umstieg? Es sind die Parteifreunde von ÖVP und SPÖ, die die Mitarbeiter*innen in der Pflege im Regen stehen lassen“, ärgert sich Wohlfahrtstätter.
Von der Tiroler SPÖ zeigt sich die Grüne Abgeordnete enttäuscht. „Da herrscht Duckmäusertum. Wie lange schaut die Tiroler SPÖ noch tatenlos zu, wie die Forderungen der Arbeitnehmer:innen ignoriert werden?“, erhöhen die Grünen den Druck.
Die Tiroler Grünen haben im Mai-Landtag erneut einen Dringlichkeitsantrag eingebracht, die Altverträge aufzumachen, um allen die Möglichkeit zu geben, in die besseren neuen Verträge umzusteigen. Der Antrag wurde von ÖVP und SPÖ zwar nicht postwendend abgelehnt, aber nur in den Ausschuss verwiesen. „Es ist mutig, wenn sich jetzt Sonja Föger-Kalchschmied als ehemalige SPÖ-Abgeordnete und jetzige ÖGB-Tirol-Vorsitzende hinstellt und Forderungen der Pflegekräfte medial formuliert. Warum ruft sie nicht bei ihrem Parteivorsitzenden Philip Wohlgemuth an und macht direkt Druck?“, ortet die Grüne Landtagsabgeordnete ein abgekartetes Spiel. „Die Pflegekräfte durchschauen, was hier von ÖVP und SPÖ gespielt wird“, so die Grüne.
Es gehe aber nicht nur um ein gerechtes Gehalt, sondern auch um flexiblere Arbeitszeitmodelle im Sinne einer lebensphasenorientierten Personalpolitik, Sicherheit bei den Dienstplänen, die Ermöglichung von Fachkarrieren und Anerkennung von Zusatzqualifikationen – und vor allem um den Ausbau der Kinderbetreuung auch am Wochenende. Aus einer Anfragebeantwortung an die Grünen sei ersichtlich, dass sich die Mitarbeitenden gerade in der Langzeitpflege Kinderbetreuung am Wochenende wünschen.
Auf Seite der Pflegebedürftigen müsse der Prävention mehr Stellenwert gegeben werden. „Das erfolgreiche und international erprobte Modell des Community Nursing wurde unter grüner Regierungsbeteiligung im Bund etabliert und muss jetzt in jenen Tiroler Gemeinden, die es fortführen wollen, von den Gemeinden berappt werden – obwohl im Finanzausgleich 3,8 Mio. Euro nach Tirol geflossen sind. Kein Mensch weiß, wohin dieses Geld fließt – auf jeden Fall nicht in die Prävention der Pflegebedürftigkeit. Es muss viel mehr geschehen, damit Menschen so lange wie möglich selbstständig in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können – noch dazu, wo die Tiroler Landesregierung in den nächsten Jahren nur 150 zusätzliche Vollzeitpflegeplätze im ganzen Land plant.“