Geesundheit: verstärktes Zwei-Klassen-Gehaltssystem
Gehaltsanpassungen im Gesundheitswesen verstärkt Zwei-Klassen-Gehaltssystem
Wohlfahrtstätter: „Was die Pflege braucht, sind bessere Arbeitsbedingungen, keine Werbekampagnen“
Kritik an der von Landesrätin Cornelia Hagele ausgearbeiteten Gehaltsanpassung für Gesundheitsberufe kommt heute von den Tiroler Grünen. Gesundheitssprecher*in Petra Wohlfahrtstätter sieht in der Nichtberücksichtigung der mobilen Pflege sowie der Rettungsdienste eine sich verschärfende finanzielle Schieflage. „Wir haben es nicht mehr nur mit einer Zwei-Klassen-Medizin zu tun, sondern immer mehr auch mit einem Zwei-Klassen-Gehaltssystem. Für Teile der Angestellten im öffentlichen Gesundheitsdienst mag die Gehaltsanpassung ein kleines Plus bringen. Das ist durchaus erfreulich. Es nimmt aber zu viele Angestellte im Gesundheitsbereich aus. Wer zum Beispiel im Rettungsdienst im Einsatz ist, schaut genauso durch die Finger wie jene, die in der mobilen Pflege tätig sind, im OP assistieren oder in einer Arztpraxis tätig sind. Damit wird in Summe mehr Ungerechtigkeit geschaffen, als das Berufsbild ernsthaft attraktiviert wird“, so Wohlfahrtstätter.
Für das seit Jahren mit schlechteren Arbeitsbedingungen kämpfende Gesundheitspersonal seien die Anhebungen der Nachtdienstzulage und der Feiertagszulage ein überfälliger Schritt. „Das ist sicher zu begrüßen. Es ist aber nicht mehr als der Tropfen auf dem heißen Stein. Dafür liegt im Gesundheitsbereich zu viel im Argen“, so Wohlfahrtstätter mit Verweis auf die jüngste umfassende Erhebung der AK Tirol. Demnach werden der zunehmend hohe Verantwortungs- und Zeitdruck sowie die psychische und körperliche Belastung als besonders negativ wahrgenommen und führen dazu, dass immer mehr dem Pflegeberuf den Rücken kehren.
An dieser bedenklichen Lage ändere das Drehen an kleinen Gehaltsschrauben nichts. „Und eine Werbekampagne schon gar nicht“, kritisiert die Grüne Landtagsabgeordnete die angekündigte 250.000 Euro teure Kampagne des Landes. „Im Marketing gilt als Standard: Nur ein gutes Produkt lässt sich auch gut vermarkten. Insofern sollte mit Hochdruck an den Verbesserungen gearbeitet werden, die wirklich allen Menschen im Gesundheitsbereich zugute kommen. Die Problemfelder und Lösungen sind bekannt: längere Ruhezeiten, flexiblere Arbeitszeitmodelle bis hin zu mehr Zeit pro Patient*in.“