Natur- und Umweltschutz
Natur- und Umweltschutz sind Wurzeln der Grünen Partei. Es liegt somit in gewisser Weise in unserer DNA. Nach vielen Erfolgen für die Natur, insbesondere durch Schutzgebiete auf einem Viertel der Tiroler Landesfläche, sehen wir dennoch dringenden Handlungsbedarf für weitere Schutzgebiete.
Nicht nur der Klimawandel bedrängt Arten und Lebensräume, auch durch den Siedlungsdruck, den Ausbau von Skigebieten und durch den Bau von großen Industrieanlagen ist die einzigartige Naturwelt von Tirol in Gefahr.
Um zu schützen, was Tirol ausmacht, verstehen wir daher die Landesverwaltung als Servicestelle für den Naturschutz, die Bürger*innen einbindet und ihnen mehr Mitsprache in Natur- und Umweltschutzfragen. Klimaschutz, Landwirtschaft und Tourismus dürfen nicht auf Kosten der Natur gehen, denn am Ende des Tages wird es nur mit der Natur funktionieren – nicht gegen sie.
Servicestelle für den Naturschutz und Mitsprache
- Um Natur- und Umweltschutz das Gewicht zu verleihen, das es braucht, verstehen wir die Tiroler Landesverwaltung als Servicestelle für Naturbelange. Naturschutz muss bei Raumordnung, Landwirtschaft und Tourismus eingeplant und soll bei der Ressortzuständigkeit nicht mehr getrennt von der Energiewirtschaft behandelt werden.
- Um die öffentliche Beteiligung in Naturschutzfragen zu erleichtern, möchten wir einen Fonds für Bürger*inneninitiativen schaffen. Wie der österreichische Klimarat zeigt, hat die Einbindung der Öffentlichkeit bei Umweltthemen großes Potenzial.
- Der Landesumweltanwalt als DIE unabhängige und weisungsfreie Stimme der Tiroler Natur muss in allen Verfahren ein Beschwerderecht bekommen. Überhaupt braucht es fairere Verfahren und eine bessere Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß der Aarhus-Konvention: Kein Bau von strittigen Projekten, bevor nicht alle rechtlichen Fragen geklärt sind. Wir wollen NGOs entsprechend finanziell stärken, damit sie die Interessen der Natur vertreten können.
- Nicht nur die Beteiligung an Verfahren stärkt das Umweltbewusstsein der Bevölkerung. Die Öffentlichkeit soll aktiv zu Maßnahmen für die Landschaftspflege in Wäldern, auf Wiesen und auf Almen eingeladen werden. Die Natur- und Umweltbildung verdient es auch in der Schule häufiger thematisiert zu werden.
- Naherholungsgebiete sollen rad- und fußfreundlich sowie kostenfrei zugänglich sein. Diese sollen vor der Erschließung behütet werden, um der Disneylandisierung der Alpenlandschaft Einhalt zu gebieten. Wir stehen für ein „Grundrecht auf Zugang zur Natur“, was wir in Tirol zum Beispiel über das Wegefreiheitsgesetz und Anpassungen im Jagd- und Naturschutzrecht angehen können.
Lebensräume und Artenschutz
- Der Schutz wertvoller Lebensräume hat für uns oberste Priorität. Für das Hochgebirge kämpfen wir für eine alpine Raumordnung, die diesen Lebensraum einerseits für Menschen zugänglich macht und andererseits vor Schäden schützt. Dazu gehört unter anderem ein Ausbaustopp für Skigebiete. Das wollen wir zudem mit einem Schutzgebiet vom Glungezer bis zum Gilfert absichern. Aus den Schutzgebieten im Wipptal und im Kaisergebirge sollen Naturparks werden. Wir sind auch offen für weitere Ideen für Schutzgebiete, einen Nationalpark oder ein UNESCO-Weltnaturerbe in Tirol.
- Als die Kämpfer*innen für „die Seele der Alpen“ kämpfen wir für absoluten Gletscherschutz – und zwar geschützt vor weiterer Erschließung, der Verunreinigung mit Plastik und Rücknahme aller Ausnahmen vom Gletscherschutz insbesondere für Skigebiete. Die Gletschervorfelder als ökologisch bedeutsame Pionierlandschaften verdienen zudem zusätzlichen Schutz.
- Als einer am stärksten von Verbauung, Verschmutzung und Übernutzung betroffenen Lebensraum fordern wir einen konsequenten Gewässerschutz ein und möchten die Renaturierung vorantreiben. Als wichtigen Schutz – insbesondere auch vor Naturkatastrophen – möchten wir Tirols Flüssen Raum zurückgeben. Natürliche Flussläufe bieten mit ihren Retentionsbecken Schutz vor Überschwemmungen.
- Moore, Talwälder und Waldränder sind ökologisch wertvolle Lebensräume für viele Arten. Diese gilt es vor Zersiedelung, fragwürdigen Kraftwerkprojekten und intensiver Landwirtschaft zu schützen. Dazu gehört zum Beispiel ein Aktionsplan für Wiesenbrüter. Zudem muss sich die Forstwirtschaft von Fichten-Monokulturen verabschieden. Für den Bau und die Verbreiterung von (illegalen) Forstwegen braucht es klarere Richtlinien und eine bessere Kontrolle, sodass neue Wege auf ein absolutes Mindestmaß reduziert werden.
- Die Natur braucht wieder mehr Raum und wir haben die Möglichkeit, ihn ihr zurückzugeben. Wir wollen den Bodenverbrauch einschränken und mit Entsiegelungsmaßnahmen Raum für die Natur öffnen. Entlang von Straßen und Wegen soll außerdem das Mähen auf das notwendige Mindestmaß reduziert werden, um für Insekten wertvolle Blühstreifen zu erhalten und dem Insektensterben entgegenzuwirken.
- Für die Schaffung neuer Lebensräume sind Initiativen wie „Natur im Garten“ zu fördern. Wir wollen außerdem Maßnahmen wie „Land schafft Bäume“ ausweiten, um mehr Grünraum zu fördern und unsere Siedlungen im Sommer vor extremer Hitze zu bewahren.
- Um gefährdete Arten besser zu schützen, wollen wir die Liste dieser Arten überarbeiten. Außerdem gibt es viele Maßnahmen, die Tiere unmittelbar vor dem Menschen schützen, wie Wildkorridore. Diese verhelfen Säugetieren und Amphibien sicher über Straßen.
- Die Alpenkonvention, samt ihrer Protokolle, gehört konsequent umgesetzt und im Bewusstsein von Bevölkerung und in den Behörden verankert.
- Wir treten außerdem für die Schaffung eines Baumschutzgesetzes in Tirol ein. Dieses soll vor allem dem Schutz von Bäumen in Siedlungsgebieten dienen, für die bisher wirksame Schutzinstrumente fehlen. Bäume sind wichtig für das Kleinklima und werden im Zuge zunehmender Hitzetage noch wichtiger.
- Wir forcieren eine vollständige Umsetzung von Natura 2000-Gebieten in Tirol und wollen den Widerstand dagegen zu einem Miteinander von Mensch, Umwelt und Landwirtschaft machen.
- Verstöße gegen das Naturschutzgesetz in Tirol können nicht einfach hingenommen werden. Wir treten deshalb für eine Erhöhung der Strafen ein. Strafen müssen sich für Projektbetreiber*innen empfindlich auswirken. Ressourcenverbrauch soll entsprechend besteuert werden. Daher soll die Naturschutzabgabe so erhöht werden, dass sie den tatsächlichen Verbrauch abbildet und beispielsweise nicht nur einmalig, sondern regelmäßig anfällt. Die zusätzlichen Mittel sollen für den Naturschutz zur Verfügung stehen.
- Im Zuge der Klimakrise versuchen Skigebiete, ihren Betrieb durch den explosionsartigen Ausbau von Beschneiungsanlagen zu sichern. Abgesehen von den enormen Kosten kommt es dadurch auch zu großen Landschaftsveränderungen, zu hohem Stromverbrauch und zu Auswirkungen auf Artenreichtum sowie Vegetation. Es gab sogar Bemühungen, durch Zusatzstoffe die bisherige Trinkwasserqualität des Kunstschnees zugunsten verstärkter Beschneiung herabzusetzen. Wir stehen für ein Maßhalten ein, beispielsweise was die Beschneiung weit vor natürlichen Einschnei-Zeitpunkten angeht.
- Im Jagdrecht wollen wir ein vollständiges Verbot von bleihaltiger Munition durchsetzen. Dies dient dem Schutz von Greifvögeln, die ansonsten durch die Aufnahme von Blei grausam verenden.
Klimaschutz versus Naturschutz
- Die Wasserkraft braucht ihre Grenzen. Insbesondere aufgrund langer Bauzeiten können wir den Ausbau erneuerbarer Energien viel schneller und effizienter mit Windkraft und Photovoltaik erreichen. Wasserkraftwerke in Mooren, an der freien Fließstrecke des Inns, im gesamten Einzugsgebiet der Isel und in anderen ökologisch wertvollen Wildbächen dürfen daher keine Genehmigung mehr erhalten.
- Windkraft soll nach einem Kriterienkatalog außerhalb von Schutzgebieten dort, wo bereits eine Erschließungsinfrastruktur existiert, ausgebaut werden. Das sind vor allem Tal- und Hanglagen.
- Viele Projekte haben es uns bereits vorgemacht: Die Agri-Photovoltaik ermöglicht sowohl den Gewinn erneuerbarer Energien als auch die landwirtschaftliche Nutzung auf Freiflächen. Die Module können Pflanzen vor Hagel und extremer Sonne bewahren und so sogar doppelten Nutzen stiften.
Abfallvermeidung
- Die Verunreinigung von Lebensräumen ist für viele Tier- und Pflanzenarten bedrohlich. Daher setzen wir auf Plastikvermeidung überall, wo es möglich ist, wie zum Beispiel bei Leitplanken aus Holz statt Plastik.
- Die Vermeidung von Müll soll ins Bewusstsein dringen bei allen, die sich in der Natur aufhalten. Leider sind immer wieder Aufräumarbeiten notwendig. Vieles wäre aber auch vermeidbar, zum Beispiel durch verrottbare Hundesackerln.
- Tirol muss außerdem seine Verwertung von Müll neu aufstellen. Die Deponierung ist keine Dauerlösung, und wir möchten weder Abfall importieren noch exportieren. Kläranlagen müssen bedarfsgerecht dimensioniert werden. Biogas ist ein wichtiger Faktor, Rohstoffe aus Abfall können wiedergewonnen werden. Außerdem gehört die Kreislaufwirtschaft gestärkt und das Recycling ausgebaut. Das Verbot der Ausbringung von Klärschlamm in Tirol bleibt aufrecht.
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Jetzt lesenKlubobmann, Landtagsabgeordneter, Landessprecher, Mitglied des Landesvorstands
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