Landwirtschaft und Forstwirtschaft
Es sind vielfach die typisch landwirtschaftlichen Kulturlandschaften, Almen, Felder und Wiesen, die Tirol prägen. Doch deren Bestehen ist alles andere als gesichert.
Die größten Herausforderungen für die Landwirtschaft sind der Wettbewerbs- und Preisdruck der industriellen Lebensmittelproduktion auf der einen Seite und die Folgen der Klimakrise wie vermehrt auftretende Borkenkäfer, Trockenheit und Naturkatastrophen auf der anderen Seite.
Um den Landwirt*innen ein faires und wertschätzendes Auskommen zu ermöglichen und die Tiroler Kulturlandschaft zu erhalten, braucht es klare Bekenntnisse: Das Bekenntnis der Konsument*innen, faire Preise für nachhaltige Produkte zu zahlen, das Bekenntnis des Tourismus, bei der heimischen Landwirtschaft einzukaufen, das Bekenntnis des Landes Tirol, die Kosten für den Mehraufwand zielgerecht auszugleichen und das Bekenntnis der Tiroler Bäuer*innen, Hand in Hand mit der Umwelt zu arbeiten und Biodiversität zu fördern.
Gutes Leben am Bauernhof
- Eine faire Entlohnung bringt ein gesichertes Einkommen, welches die Basis für jeden Betrieb bildet. Es braucht eine Änderung der Sozialversicherungsbeiträge: Diese sollen an das tatsächliche Einkommen angepasst werden. Außerdem setzen wir uns für ein Förderungssystem ein, das besonders auf kleine und mittlere Betriebe ausgerichtet ist, um deren Existenzgrundlage zu sichern.
- Wir wollen die Landwirtschaft zu einem attraktiven und fairen Arbeitsort machen. Dafür müssen bestehende Projekte wie etwa „Lebensqualität Bauernhof“ weiter beworben, die Freiwilligenarbeit ausgebaut und neue Initiativen, etwa die Möglichkeit des Zivildiensts am Bauernhof, gesetzt werden. Auch Kooperationen mit Trägern wie beispielsweise der Caritas müssen gefördert werden. Im Notfall soll der Maschinenring weiterhin unterstützen können.
Klimakrise und Biodiversität
- Landwirtschaftliche Flächen müssen Lebensraum für Insekten und Tiere bleiben oder wieder werden. Durch Anlegen von Blühstreifen, Verzicht auf übermäßiges Mähen und den Erhalt von Bäumen, natürlichen Hecken und Begrenzungswällen, sichern wir ein Mindestmaß an Biodiversität. Ein Boost für wertvollen Lebensraum wäre zudem eine Förderung des Landes, die Bäuer*innen dafür vergütet, wenn sie Maßnahmen setzen, bei denen die Biodiversität auf brachliegenden Flächen wieder hergestellt wird.
- Überhaupt muss sich der Naturschutz als Betriebszweig finanziell lohnen. Es braucht eine kooperative Umsetzung der gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union auf Landesebene sowie den Einsatz neuer Anbausysteme, um resistente Arten zu kultivieren und damit präventiv gegen Schädlinge vorzugehen. Statt mehr Pflanzenschutz mit giftigen Chemikalien brauchen wir eine robuste Biodiversität auf unseren Feldern.
- Auch der Schutz vor Bodenerosion muss in allen landwirtschaftlichen Betrieben Priorität haben, ein dementsprechendes Beratungs- und Bildungsangebot soll damit einhergehen.
- Damit auch Höfe klimaneutral werden können, sind wir für einen Netzausbau, damit auch Dächer und Felder besser mit Photovoltaik ausgestattet werden können.
Aus- und Weiterbildung für Landwirt*innen
- Wir möchten ein umfangreiches Bildungsangebot für biologischen Acker- und Gemüsebau in Tirol erstellen und das Thema der Nachhaltigkeit als Leitbild an landwirtschaftlichen Schulen etablieren.
- Selbstversorgung liegt im Trend und immer mehr Menschen können es sich vorstellen, in landwirtschaftlichen Betrieben zu arbeiten. Genau das sollten wir ermöglichen und daher geeignete Projekte entwickeln, um dieses Engagement zu fördern.
- Erfolgreiche Bio-Projekte gehören gefördert und vernetzt. So gelingt ein schneller Wandel zu umweltfreundlicher Landwirtschaft . Menschen, die bei solchen Projekten mitwirken möchten, finden einen leichteren Zugang, wie zum Beispiel mit FoodCoops oder SoLaWis.
Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln
- Ganz oben auf unserer Agenda: Eine verpflichtende Kennzeichnung von Primärzutaten in der Gastronomie und Hotellerie. Im Supermarkt schauen die Leute ganz genau, woher das Gemüse kommt, warum soll das beim Schnitzel im Gasthaus nicht anders sein? Kantinen, Tourismusbetriebe und Gasthäuser sollen künftig ihre Produkte so weit wie möglich aus der Tiroler Landwirtschaft beziehen.
- Wir wollen die lokale Vermarktung und die Stärkung von Bauernläden und -märkten unterstützen, damit der Zugang zu regionalen Lebensmitteln für die Menschen leichter möglich ist. Auch im Gasthaus sollen wir nicht auf diese Qualität verzichten, weshalb wir den Direktvertrieb im Bereich der Gastronomie verstärkt fördern wollen. Umgekehrt sollen Gasthäuser vermehrt darauf achten, saisonal verfügbare Speisen anzubieten.
- Die Herkunftskennzeichnung bewirkt auch viel für das Tierwohl. Die Haltungs- und Schlachtbedingungen sind in Tirol im internationalen Vergleich sehr gut. Wir werden aber weiterhin daran arbeiten, jedem Tier ein würdevolles Leben zu ermöglichen – möglichst stress- und angstfrei und möglichst ohne lange Transporte.
Wirtschafts- und Lebensraum Alm
- Bewirtschaftete Almen leisten einen wesentlichen Beitrag zum Schutz vor Naturkatastrophen, in dem diese Verbuschung und Erosion verhindern. Außerdem ist die Biodiversität auf Almen besonders groß. Dies gilt es wertzuschätzen, weshalb wir uns dafür einsetzen, dass sich die Almwirtschaft weiterhin rechnet.
- Zum Schutz von Weidetieren forcieren wir die Erarbeitung eines gemeinsamen Schutzprogramms inklusive einer Ausbildungsstätte für professionelle Hirt*innen. Die Kosten für den Almschutz müssen zu 100 Prozent gefördert sein. Nur so können wir Schutz vor umerziehenden Wölfen bieten und zugleich der Almwirtschaft als auch der Natur ihren Raum geben.
Mensch-Tier-Beziehung
- Gerade in der Landwirtschaft kann es zu Konflikten kommen: Wir Grüne wissen, dass ein gesundes Leben nur in einer intakten Umwelt möglich ist. Zu einer intakten Umwelt gehören Beutegreifer, aber auch Tiere wie der Biber, die in der Lage sind, Landschaften zu verändern. Wir sind für einen Ausgleich der Interessen und möchten Landwirt*innen dabei helfen, ihrer Arbeit sinnstiftend und mit fairem Ertrag nachgehen zu können.
- Auf Landesebene möchten wir ein transparentes Ausgleichsmodell erarbeiten, das Ausfälle oder Schäden einerseits finanziell kompensiert und anderseits gezielte Programme setzt, um diesen künftig vorzubeugen.
- Zudem möchten wir ein stärkeres Bewusstsein für eine gute Mensch-Tier-Beziehung schaffen. Das gilt nicht nur für Wildtiere, sondern auch für Nutz-, Weide- und Haustiere. Tierquälerei, Wilderei oder nicht artgerechte Haltung gehören strengstens unterbunden.
Waldwirtschaft
- Der Wald dient nicht nur als Erholungsraum, sondern schützt uns auch vor Naturereignissen und reinigt Wasser und Luft. Der Wald ist aber auch Wirtschaftsraum. Deshalb müssen wir die größte Gefahr für den Wald angehen: Den Verlust von humusreichen Böden durch Erosion und CO2-Verlust oder Ausgasung sowie die einseitige Bewirtschaftung. Das gelingt uns mit klimaangepassten und vielseitigen Wäldern, die aktiv gepflegt werden. Wir möchten das Bergwald- und das Bodenprotokoll der Alpenkonvention zur Anwendung bringen.
- Das bedeutet auch, dass es keine Förderung mehr für Fichten bei der Aufforstung gibt. Die Fichte ist den Folgen der Klimakrise besonders in den Höhenlagen nicht gewachsen. Außerdem bedingen Monokulturen einen Rückgang der Biodiversität und sind anfällig für Schadereignisse und den Befall durch Schädlinge, wie etwa dem Borkenkäfer.
- Mischwälder sind für uns heute in der Klimakrise wichtig, um die für uns so wichtigen Waldfunktionen zu wahren. Das erfordert außerdem die Möglichkeit für den Wald, sich selbst verjüngen zu können. Damit dies gelingt, braucht es einen angepassten Wildstand, bei dem der Anteil an Pflanzenfressern und Beutegreifern ausgewogen und an den Lebensraum angepasst ist.
- Wälder bieten zudem Schutz vor Naturereignissen wie zum Beispiel Lawinen im Winter. Ein Grund mehr, sie richtig zu schützen: Der Katastrophenplan „Wald“ muss endlich zur Anwendung kommen und laufend erweitert werden (zum Beispiel in Sachen Waldbrände).
- Im Wald überschneiden sich häufig Nutzungsinteressen. Damit Wirtschaft, Sport, Erholung, Schutzfunktion und Lebensraum für Pflanzen und Tiere unter einen Hut passen, stehen wir Grüne für einen Ausgleich der Interessen.