Klimaschutz und Energie
In Paris wurde das 1,5-Grad-Ziel vereinbart. In Tirol sind wir mittlerweile bei 1,8 Grad Erwärmung und könnten bald bei 3 oder 3,5 Grad sein, weil sich das Klima im Alpenraum besonders stark erwärmt. Das heißt aber nicht, dass der Zug abgefahren ist, vielmehr heißt es, dass wir schnell auf den Zug der Energiewende aufspringen müssen.
Klimaschutz spielt in fast allen Lebensbereichen eine Rolle: im Wohnbau, im Verkehr, beim Naturschutz und in der Landwirtschaft genauso sehr wie in der Wirtschaft. Die zentrale Rolle nimmt aber die Energieversorgung ein. Woher gewinnen wir die Energie, die wir fürs Heizen, fürs Autofahren, fürs Fernsehschauen oder zum Beispiel für die Produktion unserer Lebensmittel – und da können wir in Tirol so einiges ändern. Wir können zu 100 Prozent auf erneuerbare Energiequellen umsteigen, um unabhängig von Öl und Gas zu sein, weniger für unseren Strom zu zahlen und keine Kriege zu finanzieren.
Öl- und Gaskraftwerke sind überall auf der Welt gleich schädlich. Deshalb werden wir den Frachter TIWAG als Mutterkonzern der TIGAS und TINEXT schrittweise in Richtung Energiewende steuern. Die nächste Gigawattstunde werden wir aus erneuerbarer Energie abseits der Wasserkraft gewinnen.
Energiepreise und Unabhängigkeit
- Die günstigste Form der Energiewende ist immer noch das Energiesparen. Dämmung auf Häusern führt zu weniger Energieverbrauch bei gleich hohem Komfort. In der Mobilität brauchen wir auch eine Effizienzrevolution weg von den alten Verbrennern. Das nicht verbrauchte Watt ist meistens die billigste und schnellste Form der Energiewende. Wir wollen hierzu Effizienzpotenziale in allen Bereichen heben.
- Öl und Gas sind überall auf der Welt gleich schädlich. Noch schlimmer, wenn wir sie von kriegstreibenden Despoten beziehen, die darüber entscheiden, ob bei uns im Winter Gas fließt und ob wir uns das Heizen noch leisten können. Derzeit bestimmt das teuerste Gaskraftwerk, das am Netz hängt, den Preis für alle. Wir müssen uns unabhängig von diesem System machen und zu 100 Prozent auf erneuerbare Energiequellen umsteigen.
- In der momentanen Teuerungskrise sehen wir, dass viele Preiserhöhungen auch mit Spekulation und Abzocke zu tun haben. Wir treten dafür ein, dass die Energieversorger*innen in öffentlicher Hand sich an den Zurverfügungstellung von Strom (Gestehungskosten) orientieren, wenn sie Preise gestalten. Darüber hinaus braucht es Solidarität mit jenen Stadtwerken, die selbst zu wenig Strom produzieren können. Wir wollen in Tirol sichere Stromversorgung zu stabilen Preisen, produziert in ökologisch verträglicher Weise.
- In Tirol gibt es nicht nur hervorragende Forschung in diesem Bereich, sondern auch Hersteller von neuen Technologien wie zum Beispiel Wärmepumpen. Dieses Know-how können wir nutzen und mit dem Umstieg auf erneuerbare Energie Arbeitsplätze vor Ort schaffen.
Sozialer Ausgleich
- Wir dürfen die gesamtgesellschaftliche Verantwortung der Energiewende nicht auf den Einzelnen abwälzen. Personen, die finanziell schwächer gestellt sind, können die Energiewende nicht tragen; finanziell besser gestellte schon. Deshalb setzen wir uns für einen sozialen Ausgleich ein, um die Kosten der Energiewende abzufedern. Insgesamt darf die Finanzierung der notwendigen Investitionen über mehrere Generationen gedacht werden, um diese globale Krise zu überwinden.
- Darüber hinaus wollen wir einen Energiesparbonus ins Leben rufen. Damit profitieren Haushalte, die weniger Energie verbrauchen als im Vorjahr, doppelt: weniger Betriebskosten und einen extra Zuschlag vom Land. Das rentiert sich insbesondere für die Errichtung von Solaranlagen, aber jede Energiesparinitiative lohnt sich damit doppelt.
Erneuerbare Energie in Tirol gewinnen
- Wir wollen die Energiewende als ganzheitliches System betrachten, das über alle Lebensbereiche und über den ganzen Jahresverlauf hinweg mit sauberer und leistbarer Energie punkten kann. Wir sind eingebunden in ein europäisches Gesamtsystem, aber können auch eigenständig in vielen Bereichen vorangehen.
- Für den Umstieg auf erneuerbare Energie können wir auf Photovoltaik nicht verzichten. Die Systeme sind in den vergangenen Jahren erheblich leistbarer geworden, wodurch wir mit Photovoltaik schnell und günstig das Klima schützen können. Maßnahmen sind: Photovoltaik gehört auf jedes Dach, auf exponierte Fassaden und in Gewerbegebieten und über Parkplätzen verpflichtend. Die Doppelnutzung ist ein Schwerpunkt unserer Arbeit, wie Photovoltaik über landwirtschaftlichen Flächen, entlang von Lärmschutzwänden an der Autobahn oder auf Lawinenverbauungen. Auch brauchen wir eine Förderung für PV-Speicher.
- Windräder können zu Freiheitsstatuen der Energiewende werden, da sie uns schnell unabhängig von Öl und Gas machen. In Tirol kommen Windräder außerhalb von Schutzgebieten genau dort infrage, wo bereits die Infrastruktur für die Erschließung vorhanden ist. Vorwiegend sind das Tal- und Hanglagen.
- Die Geothermie kann man in Tirol sowohl im großen als auch im kleinen Maßstab vorantreiben. Die TINEXT als Tochterunternehmen der TIWAG für erneuerbare Energien spielt dabei eine zentrale Rolle in der Umsetzung.
- Die Wasserkraft ist in Tirol mehr oder weniger an ihre natürlichen Grenzen gestoßen. Ausbau ist zwar noch möglich, dann aber nur unter ökologischen Kriterien wie zum Beispiel dem Moorschutz, oder in der innovativen Form des Kavernenkraftwerks. Wir fordern, dass der Kraftwerksbeschluss der Landesregierung von 2011 zurückgenommen und der Ausbau der erneuerbaren Energien anhand aktueller Erkenntnisse neu aufgesetzt wird, sodass die TIWAG nicht mehr ausschließlich auf den Wellen der Wasserkraft fährt.
- Angesichts des ökologischen Zustands der europäischen Fließgewässer wollen wir bestehende Wasserkraftwerke revitalisieren, um sie durchgängig für Gewässerlebewesen zu machen.
- Wir wollen den Klimacheck auf die gesamte Landespolitik ausweiten, sodass künftig auch Verordnungen und Förderungen einer genauen Prüfung unterliegen.
Wohnen und Bauen
- Wir setzen uns für eine CO2-Bilanz bei allen Bauprojekten ein. Die Auswirkungen auf unser Klima müssen ein Gewicht bei der Interessensabwägung bekommen.
- Mit einem Rechtsanspruch auf einen Fernwärmeanschluss in Gemeinden ab 5.000 Einwohner*innen möchten wir die Energiewende vorantreiben. Die Fernwärme muss selbstverständlich aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden.
- Das Passiv-Haus-Plus soll künftig zum Standard in Tirol werden. Es spart nicht nur Energie ein, sondern produziert so viel Strom, dass es diesen ins Netz einspeisen und sogar damit zu Geld machen kann. Für alle anderen Gebäude ist Dämmung das Gebot der Stunde. Verpflichtende Außenbeschattung soll die Verwendung von Klimaanlagen reduzieren.
- Die TIGAS muss aufhören, weiter Gasleitungen zu bauen und neue Anschlüsse zu errichten. Es braucht Umrüstungsangebote. Wir sagen: TIGAS raus, TINEXT rein. Erdgas kann durch Biogas ersetzt werden, damit ein schnellerer Ausstieg aus Erdgas sowohl beim Wohnen als auch in der Wirtschaft möglich ist. Apropos Gase: Wir treten dafür ein, Wasserstoff dort als Speichertechnologie zu nutzen, wo dies sinnvoll und effizient möglich ist.
- Das beste Energiesparhaus ist das Verkehrssparhaus. Besonders entlang der Öffi-Achsen wollen wir Wohnbau vorantreiben. In der Wohnbauförderung soll es zudem höhere Zuschläge für Fahrradabstellplätze geben. Die Schaffung von Arbeitsplätzen vor Ort sowie die Möglichkeit zum Home Office sind zudem Maßnahmen, die wesentlich dazu beitragen, Verkehr zu vermeiden.
- Das Erleichtern von Energie-Gemeinschaften soll Gebäude ebenso energieeffizienter machen. Es kann nicht sein, dass jedes Einfamilienhaus in einer Straße eine eigene Gasheizung im Keller stehen hat. Insbesondere die Photovoltaik profitiert davon und auch die Nutzung von Abwärme wird so rentabler.
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Jetzt lesenKlubobmann, Landtagsabgeordneter, Landessprecher, Ersatz-Mitglied des Landesvorstands (Klub)
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