Bildung
Wir leben in einem Land mit sehr hohen Bildungsstandards. Allerdings wurden im Bereich Bildung in den letzten Jahrzehnten einige Problemfelder nicht angegangen und neue Entwicklungen in der Pädagogik nicht aufgegriffen.
Bildung von Beginn an, für alle uneingeschränkt zugänglich und unter Berücksichtigung individueller Bedürfnisse – das ist unser Leitbild in der Bildung. Gleichberechtigung und Inklusion sind dabei für uns selbstverständlich.
Bildung von Beginn an für alle
- Unsere Vision eines perfekten Bildungssystems ist inklusiv. Das Angebot muss auch für Menschen mit psychischen oder körperlichen Beeinträchtigungen zugänglich sein. Egal welcher Herkunft oder welches Einkommen die Eltern haben, sollen alle Kinder denselben Zugang zu Bildung genießen. Daneben möchten wir die Sprachförderung an Schulen ausbauen sowie alternative Schulprogramme und freie Schulen stärken.
- Dabei müssen wir Pädagog*innen bestmöglich unterstützen. Eine Reform und Stärkung der Ausbildung sind genauso Eckpunkte wie die erleichterte Anschaffung benötigter und moderner Unterrichtsmittel. Wir treten für ein Bildungswesen ein, das niemanden zurücklässt. So sollen zum Beispiel auch nachgeholte Abschlüsse kostenlos sein.
- Welche Fächer bzw Inhalte aus unserer Sicht besonders gestärkt gehören? Ethikunterricht ab dem ersten Schuljahr, Ausbau der politischen Bildung, die tägliche Turnstunde als auch grundsätzliches Wissen zum Konsumentenschutz. Die Grundsätze von Umwelt- und Naturschutz sowie Klimabildung gehören genauso im Unterricht verankert wie die Medienkompetenz, die sowohl bei Schüler*innen als auch Lehrer*innen gestärkt werden soll. Denn Fakenews, Verschwörungstheorien und Online-Blasen haben negative Effekte auf die Gesellschaft, denen wir durch verstärktes Wissen entgegentreten wollen. Interesse an technikaffinen Berufen und an klassischen „Frauenberufen“ möchten wir gezielt fördern, um Ungleichheiten am Arbeitsmarkt entgegenzuwirken.
- Wir möchten auch digitale Spiele im schulischen Bereich als Chance und Ressource erkennen und wollen, dass die Bildungsdirektion die Nutzung von Game Based Learning ermöglicht.
- Um Schulen zu einem gesunden und gewaltfreien Ort zu machen, arbeiten wir am Ausbau der Schulsozialarbeit, an der Aufstockung von Schulärzt*innen, der Stärkung psychologischer Beratung in Schulen sowie Maßnahmen zur Gewaltprävention. Die UN-Kinderrechtskonvention soll im Tiroler Landesrecht umgesetzt werden.
- Außerdem wollen wir außerschulische Initiativen stärken und klare Regeln dafür schaffen, wer in Schulen darf (zB Fridays for Future, Demokratielandschaft, Achtung Liebe, etc).
- Kostenlose Sprachlernprogramme und Schwimmkurse braucht es genauso wie mehr Budget für Workshops und Exkursionen. Zum Beispiel könnte auch das Angebot des Verkehrsverbundes Tirol für Klassenfahrten kostenlos gemacht werden.
Strukturen ausbauen
- Wir möchten die Ersatzstrukturen im pädagogischen Bereich verbessern. Hier leitet uns der Poolgedanke, um die Vertretung zum Beispiel bei Krankheitsfällen leichter zu machen.
- Vor allem in der direkten Schulverwaltung (Direktor*innen, Sekretär*innen, etc) braucht es eine Personalaufstockung.
- Wir möchten zudem die Zusammenarbeit mit Vereinen stärken, die zum Beispiel in den Bereichen Sport oder Musik tätig sind. Somit könnte eine ganztägige Betreuung von Schüler*innen stattfinden und für die Eltern die Planbarkeit der Freizeitaktivitäten und Nachmittagsbetreuung erleichtert werden.
- Der Masterplan Digitalisierung muss in Tirol dringend verankert werden. Dazu gehört auch die Schaffung eines Kustodiates für Digitalisierung. Ein freier Zugang zu WLAN für alle Schüler*innen ist dabei selbstverständlich.
- Wir treten für faire Bezahlung von Pädagog*innen ein. Insbesondere in der Elementarpädagogik besteht hier Nachholbedarf.
- Das Programm „Gesunde Schule“ möchten wir ausbauen. Das betrifft nicht nur die „gesunde Jause“, sondern versteht sich ganzheitlich mit Sportprogrammen, geeigneten Räumen und umfassender Betreuung – für Schüler*innen und Lehrkräfte.
Bildungseinrichtungen und Schulstufen
Elementarpädagogik:
- Statt die frühkindliche Bildung nachrangig zu behandeln, sollte der Fokus der Finanzierung und Ausbildung hier liegen. Wir fordern eine Personalaufstockung und eine attraktive, faire Entlohnung in der Elementarpädagogik. Ein verpflichtendes und kostenfreies zweites Kindergartenjahr sowie ein Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung bzw -bildung ab dem ersten Lebensjahr (ganztägig, ganzjährig, wohnortnah, kostenfrei) sind für uns selbstverständlich.
- Kinderkrippen, Kindergärten und Tageseltern sollen als Bildungsinstitutionen angesehen werden. Hierfür ist es auch wichtig, dass die strukturelle Wertigkeit damit verbessert wird, indem die Elementarpädagogik der Abteilung Bildung zugerechnet wird.
- Wir fordern die Ausarbeitung eines Bildungskonzeptes, das moderne Ansätze der Elementarbildung widerspiegelt. Eine geschlechtsneutrale Sprache sollen dabei ebenso selbstverständlich sein wie Bildung und Entwicklung unserer Kinder unabhängig von geschlechtsspezifischen, gesellschaftlich geprägten Rollenbildern. Den Ausbau einer professionell begleiteten Sprachförderung für Kleinkinder erachten wir als dringend notwendig.
- Wir möchten Betriebskindergärten verstärkt fördern.
Volksschulen:
- Um die Qualität des Unterrichts zu steigern, braucht es mehr Budget für Lehrmittel, kleinere Klassengrößen und weniger Leistungsdruck durch das Abschaffen der Schulnoten bis zur 4. Klassenstufe. Räumlichkeiten sollen für offenes Lernen und moderne pädagogische Konzepte angepasst werden.
- Insbesondere für den Umgang mit Kindern mit Problemen möchten wir die Lehrer*innenausbildung erweitern, um die Kinder bei Bedarf fachgerecht unterstützen zu können. Derzeit werden Pädagog*innen, die mit aktuellen bildungs- und gesellschaftspolitischen Herausforderungen zu kämpfen haben, im Rahmen ihrer Ausbildung nicht optimal auf ihre Berufstätigkeit vorbereitet.
- Im Volksschulbereich bedarf es zusätzlicher ausgebildeter Stützkräfte, die auf konkrete Schwächen bzw Probleme der Kinder eingehen können.
Mittelschulen sowie AHS/BMHS/BHS:
- Auch hier benötigt es eine Adaptierung der Lehrer*innenausbildung für den Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit Problemen sowie Klassenverkleinerungen, um die Unterrichtsqualität steigern zu können.
- Wir treiben außerdem die Umsetzung der Modellregion Innsbruck auf dem Weg zu einer gemeinsamen Schule in Tirol voran.
Berufsschulen/Polytechnische Schulen/Lehre:
- Statt dass Schüler*innen aus dem Raster fallen, sollen sie leichteren und flexibleren Zugang zur schulischen Ausbildung für den Beruf haben. Insbesondere die Lehre soll eine Aufwertung erfahren und auch im zweiten Bildungsweg für Erwachsene leichter zugänglich werden. Meisterprüfungen sollen kostenlos werden.
- Das Angebot für Menschen mit Behinderung gehört ausgebaut und die qualifizierte Einstufung von Lehrlingen hinsichtlich integrativer Lehre vorangetrieben. Im öffentlichen Sektor sollen mehr Lehrstellen angeboten werden – insbesondere für Menschen mit Behinderung. Persönliche Assistenz darf nicht an finanziellen oder organisatorischen Hürden scheitern.
Hochschulen und Forschung:
- Statt die Errichtung privater Standorte mit öffentlichen Mitteln zu fördern, sollen bestehende Strukturen gestärkt und saniert werden. Das bisherige Interesse des Landes an der Zusammenarbeit mit den Hochschulen und ihrer Weiterentwicklung war sporadisch und nicht sehr zielgerichtet. Wir stellen uns eine gemeinsame Hochschulstrategie vor, die alle Partner*innen einbindet und in der sich das Land abgestimmt einbringen kann. Das Land Tirol soll auch weiterhin junge Forscher*innen finanziell unterstützen und unter anderem durch Stiftungsprofessuren die Strukturen an den Hochschulen stärken.
- Hochschule besteht aber aus mehr als nur aus punktuellen Finanzierungen. Eine gemeinsame Strategie soll auch die Fachhochschulen in Tirol mit einbeziehen, um eine abgestimmte und gut ausgerichtete Hochschullandschaft für Tirol zu gestalten.
- Wir müssen uns den Bildungsanforderungen der heutigen Zeit anpassen und daher insbesondere die Digitalisierung vorantreiben, Informatikstudien und Studien für Digitalisierungsberufe und die Hochschul-Demokratie ausbauen. Ein eigener (FH-)Studiengang Game Development wäre in Tirol an der Zeit.
- Studieren muss kostenlos sein, daher halten wir Studiengebühren für überholt.
- Gerade Studierende sind von den hohen Wohnungspreisen besonders betroffen, gleichzeitig treibt die hohe Nachfrage nach Studierendenwohnungen das generelle Preisniveau nach oben. Wir wollen deshalb studentisches Wohnen weiter ausbauen und in den nächsten fünf Jahren mindestens 1.200 zusätzliche leistbare Plätze in zentraler Lage und in zeitgemäßen Wohnformen schaffen. Dabei wollen wir die Gemeinden, allen voran die Landeshauptstadt Innsbruck, bei denen die Zuständigkeit für die Errichtung solcher Projekte in erster Linie liegt, ausreichend unterstützen.
- Für ein positives Bild der Wissenschaft möchten wir Science Centers etablieren. Das lebenslange Lernen soll mit gezielten Programmen erleichtert werden. Für alle Projekte mit öffentlicher Förderung fordern wir freien Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen.
- Nicht nur um den Unterricht aufzubessern, sondern um mehr Menschen für dieses Thema zu begeistern, möchten wir ein naturwissenschaftliches Museum in Innsbruck (wie das „Haus der Natur“ in Salzburg) schaffen.