Mattle: Jetzt kommen die Kranken dran
Neue Hiobsbotschaften vom schwäbischen Hausmann Mattle: Jetzt kommen die Kranken dran
Wohlfahrtstätter: „Ausgerechnet beim Personal zu sparen, das chronisch unterbesetzt ist, ist der komplett falsche Zugang.“
Gerüchte über Einspar-Anordnungen an den Tirol Kliniken gebe es schon länger, aber dass jetzt die Betriebsratsvorsitzende warnend an die Öffentlichkeit gehen müsse – und nicht Gesundheitslandesrätin Hagele samt Klinikmanagement –, sei für Grünen-Gesundheitssprecherin Petra Wohlfahrtstätter ein Zeichen, dass es „schon lange nicht mehr um die beste Krankenversorgung gehe, sondern darum, wie man die Menschen möglichst vom Krankenhaus fern hält.“
Dass ausgerechnet beim Pflegepersonal gespart werde, das chronisch unterbesetzt ist, sei der komplett falsche Zugang. „Wie kann man ausgerechnet beim Personal einsparen, wo doch seit Jahren klar ist, dass die Pflege auf vielen Stationen chronisch unterbesetzt ist und genau das zu gesperrten OP-Sälen und unbelegten Betten führt“, kann Wohlfahrtstätter das Sparprogramm nicht nachvollziehen. Allein 169 Menschen warten laut Website der Tirol Kliniken derzeit im Schnitt 32 Wochen lang auf eine Knieprothese (https://www.tirol-kliniken.at/page.cfm?vpath=patientinnen/op-warteliste ).
„Das sind Menschen, die in dieser Zeit nicht oder nur eingeschränkt arbeiten können und die mit Schmerzmitteln abgespeist werden. Wenn es wenigstens eine gute physiotherapeutische Versorgung gäbe, damit die Zeit überbrückt werden kann. Aber die ÖGK hat heuer Ärzt:innen bereits aufgefordert, Physiotherapie sparsamer zu verordnen. Als gelernte Österreicher:innen wissen wir, wo das hinführt. Von einer Gesundheitslandesrätin erwarte ich mir, dass sie wie eine Löwin für die bestmögliche Krankenversorgung kämpft – und nicht alle Einsparungsvorgaben vom schwäbischen Hausmann Mattle ohne Widerstand mitträgt. Vor allem nicht, wenn beim Personal gespart wird“, so die Kritik von Gesundheitssprecherin Wohlfahrtstätter.
Wenn an den Tirol Kliniken Stellen drei Monate lang nicht nachbesetzt werden, so sei das in der Verwaltung vielleicht noch zu überbrücken, aber im Bereich des medizinischen Personals würde eine Kaskade losgetreten, die weitere Kündigungen nach sich ziehen werde, wenn die aufgezwungene Mehrarbeit einfach nicht mehr schaffbar sei. „Und das jetzt vor der Wintersaison. Unsere Forderung, zusätzliches OP-Personal mittels einer kleinen Erhöhung der Nächtigungsabgabe einzustellen, wurde von der Landesregierung abgeschmettert“, zeigt sich Wohlfahrtstätter enttäuscht. „Mich würde interessieren, welche Versorgungsbereiche laut Klinikleitung als kritisch gelten und eine Ausnahme von der Arbeitsverdichtung erfahren sollen. Das werden wir per Landtagsanfrage hoffentlich erfahren. Es kommt alles zur Unzeit, und die Leidtragenden sind die Mitarbeiter:innen und die Patient:innen. Gerade jetzt, wo sich die Personalsituation etwas entspannt, kommt die nächste Belastung. Ist das Kalkül?“
Die Tiroler Gesundheitslandschaft sei besonders vom „Silo-Denken“ geprägt: Krankenhäuser und niedergelassener Bereich seien zu wenig miteinander verzahnt, die Krankenhäuser koordinierten untereinander zu wenig, und die ÖGK sei nicht mehr greifbar, seit es in Tirol keine klaren Zuständigkeiten mehr gebe. Die Bemühungen um integrierte Versorgung griffen nur punktuell, weil es viele beharrende Kräfte gebe, die den Weg in Richtung Privatmedizin begrüßen. „Eine Frau hat mir letztens erzählt, dass sie 14.000 Euro – ihr Erspartes – aufgewendet habe, um sich in einer privaten Krankenanstalt die Bandscheibe operieren zu lassen, weil sie es vor lauter Schmerzen nicht mehr ausgehalten hat. Das müsste nicht sein, wenn die Verantwortlichen endlich vernetzt denken würden. Letztlich liegt es aber an der politischen Führung, ob ich die einzelnen Bereiche in ihren Komfortzonen – ihren Silos – weiter werkeln lasse oder ob ich Reformen zugunsten der Menschen einfordere“, so Wohlfahrtstätter abschließend.