Gesundheit und Pflege
In Tirol genießen wir ein hervorragendes Gesundheitswesen mit niederschwelligem Zugang zu niedergelassenen Ärzten und professionell ausgestatteten Gesundheitseinrichtungen. Aber Gesundheitspolitik ist mehr als die Finanzierung von Krankenhäusern.
Einerseits gilt es, die soziale Ungleichheit zu überwinden. Denn es kann nicht sein, dass man als Kassenpatient*in monatelang auf einen Termin warten muss. Andererseits müssen wir das Gesundheitswesen neben der körperlichen und der psychischen Dimension um die soziale und ökologische erweitern und an neue Krankheitsbilder anpassen, zum Beispiel bei der Burn-Out-Prävention.
Auch im Bereich Pflege gilt es nachzuschärfen. Hier kommen zwei englische Begriffe ins Spiel: Community nursing – Wir treiben voran, dass es bis 2028 mindestens in einem Drittel aller Tiroler Gemeinden festangestelltes Pflegepersonal als Schnittstelle zwischen stationärer und mobiler Pflege sowie Langzeitpflege zuhause gibt. Für schwerstkranke Menschen und deren Angehörige muss die Palliative Care ausgebaut werden. Um die personellen Ressourcen abzusichern, ist ein neues Gehaltsschema das Um und Auf.
Gesundheit
- Akutversorgung: Den Ausbau der Primärversorgung müssen wir vorantreiben. Gemeinschaftspraxen auf dem Land möchten wir fördern.
- Klimakrise: In Tirol stehen wir vor großen Hitzewellen mit heftigen Folgen. Bei der Rettung sagt man, dass an Hitzetagen pausenlos gefahren wird. Wir müssen unsere Gesundheitsversorgung auf die Auswirkungen von extremen Wettersituationen vorbereiten. Wir brauchen Krankenhäuser, die nicht nur mit extremer Hitze zurechtkommen, sondern selbst auch klimaneutral sind. Und wir müssen die Rettung so ausstatten, dass sie nicht schon an Normaltagen am Limit fährt.
- Pandemien: Covid-19 hat es für alle ins Bewusstsein gerufen. Zudem dürfen wir nicht weiter in Naturräume vordringen, um das Entstehen neuer Pandemien einzubremsen.
- Versorgungssicherheit: In Zeiten von Covid-19 haben wir auch gesehen, wie wichtig es ist, Versorgungssicherheit und Forschung bei Medikamenten in Europa zu haben und Lieferketten sicherzustellen. Regionale Krisensicherheit muss hier gestärkt werden.
- Chancengleichheit: Damit Menschen die eigene gesundheitliche Lage besser einschätzen und gezielt die richtigen Einrichtungen aufsuchen können, möchten wir einen Aktionsplan für mehr Gesundheitskompetenz starten. Der Fokus soll auf marginalisierte Gruppen gerichtet sein, für die wir zielgruppenspezifische und bedarfsorientierte Angebote im Bereich der Gesundheitsförderung schaffen möchten.
- Frauen: Wir werden die Gender-Medizin und Gesundheitsförderungsprogrammen für Frauen ausbauen. Es soll künftig mehr niedergelassene Kassen-Frauenärzt*innen geben.
- Kinder: Es braucht einen Ausbau der kinderpsychiatrischen Angebote. Die Stillberatung wollen wir fördern und die „Frühen Hilfen“ auf alle Bezirke ausrollen. Die Ausbildung für Hebammen soll attraktiver werden. Auch braucht es mehr niedergelassene Kassen-Kinderärzt*innen und flächendeckende Programme für Kinder und Jugendliche mit Adipositas.
- Gesundheitsfolgen: Analog zur Landesumweltanwaltschaft wollen wir eine Gesundheitsanwaltschaft einrichten, die Beschwerde erheben kann, wenn das Recht auf Gesundheit gefährdet wird. Betroffene können sich an die Gesundheitsanwaltschaft wenden.
- Bestattung: Durch eine Überarbeitung des Gemeindesanitätsgesetzes möchten wir bei Beerdigungen liberaler werden (alternative Bestattungsformen, interkulturell angepasste Bestattung, etc).
- Impfung: Wir stehen für kostenlose Impfangebote in Tirol ein, beispielsweise für Influenza-Impfungen, HPV-Impfungen, Corona-Schutzimpfungen und andere aktuell wissenschaftlich basiert empfohlene Impfungen.
- Bezirkskrankenhäuser: Um Kosten zu senken, Synergien zu stärken und die finanzielle Absicherung zu gewährleisten, möchten wir den Bezirkskrankenhäusern ein Angebot machen, in die Tirol Kliniken aufgenommen zu werden.
- Mitarbeiter*innen: In den Tirol Kliniken selbst besteht ein hohes Maß an Reformbedarf, um die hohen finanziellen Mittel, die eingesetzt werden, auch im Sinne der Mitarbeiter*innen und Patient*innen zu nutzen. Insbesondere die Arbeitsplatz-Zufriedenheit muss sich verbessern, Eine stärkere öffentliche Steuerung, die sich nicht in unübersichtlichen Gremien verheddert, scheint uns notwendig zu sein. Die Bedürfnisse der Mitarbeiter*innen enden nicht an der Kliniktür: Kinderbetreuung, Mobilität zu entsprechenden Arbeitszeiten, Arbeitszeiten gemäß neuer Lebensmodelle usw.
Rettungswesen
- Wir möchten eine Neuaufstellung der Finanzierung präklinischer Rettungsorganisationen (Rettung, Bergrettung, Wasserrettung, etc), damit Strukturen reformiert werden können und Patient*innen leichter an jenen Ort gelangen, der für ihre Gesundheit am besten ist. Digitale Datenflüsse sollen genauso wie Pilotprojekte wie zum Beispiel Tele-Notärzt*innen ermöglicht werden. Infrastruktur für Simulationstraining für Medizin, aber auch Einsatzfahrten soll geschaffen werden. Ein Trainingszentrum für verschiedene Einsatzorganisationen nach dem Vorbild des Bergwacht-Zentrums für Sicherheit und Ausbildung in Bad Tölz kann spartenübergreifend in Tirol geschaffen werden.
- Auch die bauliche Situation der Leitstelle Tirol möchten wir ändern. Die Arbeitsbedingungen im Rettungswesen sollen verbessert werden, die Vorhaltung den aktuellen Gegebenheiten angepasst. Krisenvorsorge für Gesundheitskrisen ebenso wie für Blackouts muss ausgebaut und optimiert werden.
Pflege
- Im Vergleich zur Wirtschaftskraft hat Österreich eine unterdurchschnittliche Zahl an gesunden Lebensjahren. Gesundheitsförderung gehört stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit, denn Pflegebedürftigkeit ist nicht immer ein unausweichliches Schicksal.
- Community nursing soll die lokale Pflegeversorgung in mindestens einem Drittel aller Tiroler Gemeinden bis 2028 unterstützen und die regionalen Dienste entlasten.
- Palliative Care soll standardmäßig in jeder Pflegeeinrichtung verankert sein. Im gleichen Zug ist die Vorsorgevollmacht bekannter zu machen, um eine würdevolle „letzte Hilfe“ zu ermöglichen.
- Mit einem neuen Gehaltsschema möchten wir Personal in der Akut- und Langzeitpflege fair entlohnen und das Berufsfeld der Pflege an sich stärken.
- Daneben muss es gezielte Maßnahmen zur Gewinnung und Bindung des Personals geben, zum Beispiel Sprach- und Vorbereitungskurse sowie Vorstellung der Pflegeberufe in Schulen und auf Berufsmessen.
- Wir Grüne bekennen uns dazu, dass die Arbeitssituation von Pflegekräften stressfreier werden muss. Ein solidarisches Gesundheitswesen berücksichtigt die Gesundheitsbedürfnisse der zu Versorgenden und der Versorgenden. Wir sehen, wie viele Pflegekräfte im derzeitigen Personalschlüssel und angesichts dauernder Einspringerdienste überlastet sind. Planbarkeit für Familie und Freizeit sind auch Ansprüche, die für Pflegekräfte gelten müssen.
- In den Sozial- und Gesundheitssprengeln liegt viel Potenzial, das es durch strukturelle Reformen und finanzielle Stärkung wie beispielsweise für Nachtbereitschaften auszuschöpfen gilt.
- Strukturen wie die Landes-Pflegeklinik sollen ausgebaut werden; die mobile Pflege so gestärkt werden, dass die stationäre Pflege nicht überlastet wird.
- Die Durchlässigkeit der verschiedenen Tätigkeitsfelder in der Pflege soll erhöht werden, beispielsweise aus der Akut- in die Langzeitpflege, in die mobile Pflege und umgekehrt. Der Wechsel zwischen den Systemen darf nicht zu Einkommensverlusten führen.
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