Wohlfahrtstätter: Weiterhin keine Kümmerer für kranke Kinder
Wohlfahrtstätter: Weiterhin keine Kümmerer für kranke Kinder
Landesregierung verwässert erneut dringend benötigtes Case Management für chronisch kranke Kinder
Ein Antrag der Grünen Gesundheitssprecherin Petra Wohlfahrtstätter zur Prüfung eines sogenannten Case Managements für chronisch kranke Kinder in Tirol wurde im heutigen Gesundheitsausschuss zum zweiten Mal mit derselben schwammigen Formulierung verwässert. Wohlfahrtstätter kann diese Vorgehensweise nicht nachvollziehen: „Ich habe mich sehr gefreut, als ich im letzten Landtag eine Mehrheit davon überzeugen konnte, diesen Antrag noch einmal zur Diskussion in den Ausschuss zurück zu verweisen. Immerhin haben wir mit der 15a-Vereinbarung im selben Landtag beschlossen, dass die Kommunikation unter den Behandlungseinrichtungen gestärkt werden soll, u.a. mit geplanten Fallbesprechungen, aber auch digitalem Austausch. Expert*innen begrüßen diesen Vorschlag einhellig und ich kann nicht verstehen, dass der Landesregierung die Kindergesundheit in Tirol so wenig wert ist, dass man nicht zu einer ernsthaften Prüfung gewillt ist“.
Denn gesellschaftliche Entwicklungen und Fortschritte in der Medizin haben in den letzten Jahrzehnten zu einer Veränderung des Spektrums der gesundheitlichen Probleme von Kindern und Jugendlichen geführt. Die Anforderungen an die medizinisch-therapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen haben sich dadurch ebenfalls stark verändert. Die vorhandenen Strukturen sind diesen Anforderungen nicht mehr gewachsen. Kinderärzt*innen und Therapeut*innen sind konfrontiert mit immer komplexeren Krankheitsbildern und Störungen sowie zunehmender psychosozialer Bedürftigkeit der Familien.
Die Folgen für die Betroffenen, aber auch für die Solidargemeinschaft sind dramatisch, denn: Krankheiten, körperliche und Entwicklungsdefizite von Kindern können bei frühzeitig einsetzender passender Therapie oft beseitigt oder zumindest stark gemildert werden. Das entscheidet über den positiven oder negativen Verlauf eines ganzen Lebens. „Wenn das System versagt, entsteht nicht nur individuelles Leid für die betroffenen Familien, sondern es belastet sich auch selbst: unterlassene Therapien verursachen häufig lebenslange Behandlungskosten, machen ein gelungenes Arbeitsleben unmöglich und verursachen damit eine viel größere Belastung der Solidargemeinschaft“, zeigt Wohlfahrtstätter die Bedeutung des Case Managements auf.
Oft fehlt bei Betroffenen das Wissen, welche Angebote es überhaupt gibt. Daher braucht es eine verbesserte Unterstützungen in Form von „Kümmerern“. Großteils werden Kinder von Ärzt*innen zwar an Beratungs- oder Therapieeinrichtungen überwiesen bzw. empfohlen, kommen aber aufgrund sozialer und kultureller Barrieren nicht an. „Hier muss eine verantwortungsvolle Gesundheitspolitik ansetzen und ergänzen, was fehlt. Da an der Versorgung von Kindern und Jugendlichen häufig mehrere Dienstleister und Professionist*innen beteiligt sind, braucht es Koordination und Fallbesprechungen, die auch honoriert werden. Dies ist besonders bei komplexen Problemlagen essenziell“, so Wohlfahrstätter.
Aus einer repräsentativen Patient*innenbefragung 2022 geht hervor, dass sich 80 Prozent eine professionelle Ansprechperson für die Koordination der Behandlung bzw. Betreuung wünschen. Dies gilt für chronisch kranke Kinder und Jugendliche umso mehr. Die Etablierung von „Kümmerern“ (Case Manager) würde die kooperative Versorgung von Kindern erleichtern bzw. in manchen Fällen überhaupt erst ermöglichen. Die so gebildeten Netzwerkstrukturen würden Kinderärzt*innen und Therapeut*innen wie auch die Familien entlasten. „ÖVP und SPÖ negieren, dass auch ältere Kinder und Jugendliche einen entsprechenden Bedarf haben, indem sie auf bestehende Beratungsangebote für Eltern von Kleinkindern verweisen. Es geht aber um viel mehr: um gezielte Prävention für belastete Kinder bis hin zur Versorgung chronisch kranker Kinder und Jugendlicher in einer Struktur, die immer mehr ausdünnt und Eltern resignieren“, zeigt sich Wohlfahrtstätter abschließend eher pessimistisch.