Totalversagen der ÖVP in der Tiroler Gesundheitspolitik
Wohlfahrtstätter: „Totalversagen der ÖVP in der Tiroler Gesundheitspolitik“
Grüne Kritik an ewig langen Wartezeiten und Triage an der Tirol Klinik – Transfers an Privatkliniken organisieren – Beitrag des Tourismus gefordert – Vertragsumstieg für Pflege erneut aufmachen – Gesundheitsanwältin gefordert
„Wenn Patient*innen über Wochen Schmerzen ertragen müssen, weil jeder fünfte Operationssaal in Innsbruck aufgrund von Personalmangel geschlossen bleibt und Triage die tägliche Realität ist, hat es fünf nach zwölf geschlagen. Dass in der Unfallstation im Krankenhaus Schwaz sowie bei den OP-Wartezeiten am Landeskrankenhaus Innsbruck leitende Ärzt*innen mediale Notrufe absetzen, ist eine neue Dimension. Die drastischen Worte dürfen nicht ungehört bleiben. Tirol ist in Sachen Gesundheitsversorgung schon lange kein Vorzeigeland mehr, auch wenn die ÖVP das ständig behauptet. Es ist vielmehr das Totalversagen der ÖVP in der Gesundheitspolitik“, reagiert die Grüne Landtagsabgeordnete Petra Wohlfahrtstätter auf die heutige Berichterstattung in der Tiroler Tageszeitung.
Einerseits sei es der evidente Mangel an Pflegekräften, den Landesrätin Cornelia Hagele mit ihrer spaltenden und von der Pflege als extrem ungerecht empfundenen Gehaltsanpassung zusätzlich vor den Kopf gestoßen habe. „Wir haben noch im Dezember gefordert, diese Regelung noch einmal aufzumachen. Und auch der Zentralbetriebsrat fordert in einem neuen Schreiben an Landesrätin Hagele die Änderung ein“, so Wohlfahrtstätter. Andererseits sind es gerade die Wintermonate mit den vielen verunfallten Wintersportler*innen und Ski-Touristen, die den personell bedingten Flaschenhals noch weiter verengen. „Auch der Tourismus muss sich einbringen. Alle wissen, dass die OP-Situation für Einheimische im Winter besonders angespannt ist – bei 50 Millionen Nächtigungen muss der Tourismus die medizinische Versorgung der Gäste mitbestreiten. Ob es die Bau- und Personalkosten für die Erweiterung von OP-Einheiten sind oder eine Art Versorgungsabgabe pro Nächtigung für die Gesundheitsleistungen, welche die öffentliche Hand für Gäste zur Verfügung stellt“, schlägt die Grüne Abgeordnete vor.
Es gebe viele Ansätze, wie Pflegekräfte auch in schwierigen und herausfordernden Arbeitsumfeldern wie im OP-Bereich langfristig gehalten werden können. „Die Landesregierung hat vor der LT-Wahl 2022 sogar eine Studie dazu in Auftrag gegeben, in der Pfleger*innen befragt wurden, was es braucht. Die Ergebnisse liegen vor, doch es wird nur nichts umgesetzt“, kritisiert Wohlfahrtstätter.
Es nütze nichts, die OP-Einheiten in ferner Zukunft aufzustocken. „Wir brauchen Akut-Lösungen. Daher haben wir beantragt, dass einheimische Patient*innen ohne Zusatzversicherung, die auf OP-Termine unzumutbar lange warten müssen, ohne Zusatzkosten auch in Privatkliniken behandelt werden können. Unter anderem dafür haben wir eine Gesundheitsanwaltschaft für die Tiroler Bevölkerung beantragt, die sich genau darum kümmert: das Recht auf Behandlung“, erklärt die Gesundheitsexpertin. Die Patientenvertretung komme zum Zug, wenn es Behandlungsfehler gegeben hat. „Aber wenn Behandlungen und Operationen gar nicht stattfinden, braucht es eine Anlaufstelle im Vorfeld. Die Patient*innen dürfen nicht länger am Gang stehen gelassen werden“, so die Grüne. Der Tiroler Gesundheitspolitik ist ein Totalversagen vorzuwerfen.